Am 15. und 16. Dezember 2021 haben die Ausschüsse für "Umwelt, Klima und Mobilität" und für "Stadtentwicklung, Bauen und Konversion" sowie der Stadtrat den Feststellungsbeschluss für den 146. FNP gefasst. Die CDU, SPD und Grünen haben sich dafür ausgesprochen und dafür gestimmt, kritische Stimmen kamen nur von der FDP, FÜR und von der AFD. Die FDP sah den Umgang mit den betroffenen Bürgern mangelhaft und befürchtete weitere Verluste der Akzeptanz der Windkraft – ich kann beide Punkte nur unterstreichen! Seitens des Planungsamtes (Claudia Warnecke) wurde immer wieder betont bzw. Druck erzeugt, wie dringend nötig dieser Plan ist, um "Wildwuchs" zu vermeiden und dass es angeblich keine Alternativen gäbe. Nun, dieses Argument galt sicher auch schon beim 125. FNP und auch beim 107. FNP, nichts Neues also. In der Sitzung der Ausschüsse war es interessant, in einigen Wortbeiträgen zu erkennen, dass diese Lektion gut verstanden wurde von den Ratsmitgliedern. Trotz der von FÜR angemerkten Tatsache, dass wir im Kreis Paderborn unseren Beitrag zur Energiewende längst (über)erfüllt haben, sind doch viele Ratsmitglieder der Meinung, man müsse etwas für das Klima tun. Nun, es ist davon auszugehen, dass es für diese eben nicht vor der eigenen Haustür stattfindet... 

Der 146. FNP ist also so gut wie durch, der Plan wird sich nicht mehr ändern!

Hier der Ausschnitt, in dem sich das allermeiste des 146. FNP darstellen lässt, denn den Westen Paderborns hat man ja verschont, Windkraft spielt sich nur im Osten ab:

Der 146. FNP weist 648,5 ha für die Windkraft aus, das sind 97,5ha mehr als der 125. FNP.

Nur am Rande: der 125. FNP wies bereits 130ha mehr aus, als sein Vorgänger, der 107. FNP. Er wurde im Dezember 2016 beschlossen und hatte somit eine Lebensdauer von nur 5 Jahren.

Zurück zum 146. FNP: der Zuwachs von 97,5ha wird zu gut 70% durch die Potenzialfläche-1 abgedeckt. Das bedeutet, dass

die Stadt Paderborn ihr Problem mit der Rechtssicherheit des 146. FNP
(= mehr Fläche zu schaffen) zu 70% auf Kosten unserer Lebensqualität
vor Ort in Marienloh gelöst hat !

Ein Großteil der verbleibenden 30% wurde in die Potenzialflächen-2 und -3 gesteckt, die südlich von Benhausen liegen. Da Benhausen die Potenzialfläche-1 in nördlicher Richtung ebenfalls aus nächster Nähe sieht, muss man zu dem Schluss kommen, dass Benhausen in Summe sogar 90% oder mehr (geschätzt) vom Flächenzuwachs des 146. FNP vor die Haustür gekippt wird.

Marienloh hat nun also 2 Windvorrangzonen in direkter Nähe:

  1. Die Bad Lippspringer Vorrangzonen mit 92ha, auf denen bereits 6 Windräder mit Höhen zwischen 200m und 250m genehmigt wurden, es ist Platz für weitere Anlagen

  2. Die Paderborner Potenzialfläche-1 mit rd. 70ha, wo mit bis zu 6 Windrädern zu rechnen ist

Klimawandel stoppen und Energie aus der Natur zu gewinnen ist schön und gut – aber bitte mit Bedacht und Vernunft, gut geplant nach technischen Gesichtspunkten, mit dem Ziel maximaler Effektivität UND mit der gebotenen Rücksicht auf die Nachbarn und die Natur. Und NICHT so, wie es derzeit läuft, nämlich in Form eines Windhundrennens auf die dicksten Gewinne, getrieben von Investoren und Landeigentümern, denen es nur um ihren eigenen Geldbeutel geht. Erstaunlich, wie man dabei seinen Anstand gegenüber den eignen Mitbürgern verlieren kann! Wir dürfen nicht vergessen, dass Windräder heutzutage 250m und höher sind. Die Stadt Paderborn hat keine Höhenbegrenzungen in den Plan geschrieben, d.h. es gibt keine Grenzen nach oben. Das relativiert die 1000m Abstand ganz gewaltig!!

Nur ein Beispiel für den Mangel an Sinnhaftigkeit: die Potenzialfläche-1 wird von der Stadt Paderborn ausgewiesen, obwohl jetzt schon sicher ist, dass das nächtliche Lärmbudget im Osten Marienlohs bereits durch die Bad Lippspringer Anlagen ausgereizt sein wird (Lärmgutachten liegt vor). Was ist die Konsequenz? Hier werden trotzdem Anlagen gebaut und betrieben, denen Abschaltzeiten sicher sind. Ist das effektiv? Warum macht man das? Ganz einfach: weil es sich finanziell lohnt!! 

Ich bin nun sehr gespannt auf die Antwort zu meiner Frage, die ich am 16.12.2021 im Rahmen der "Einwohnerfragstunde" an den Bürgermeister gestellt habe: Die Stadt Paderborn besitzt eigene Grundstücke innerhalb der von ihr geplanten Potenzialfläche-1. Wird sie diese Grundstücke an die Windkraftinvestoren verpachten und damit von der Windkraft nahe Marienlohs auch noch selbst nutznießen?

Ralf-Peter Fietz