Marienloh, den 11. Januar 2022

Liebe Marienloher,  

über 12 Jahre lang war ich euer Ortsheimatpfleger, mit dem heutigen Tage habe ich meinen Rücktritt erklärt. Der Grund liegt in der nahenden Windkraft auf Basis der neuen Vorrangflächen in Bad Lippspringe und besonders unserer eigenen Heimatstadt Paderborn.

Der 146. Flächennutzungsplan Paderborns wurde am 15. und 16. Dezember 2021 in den zuständigen Ausschüssen und im Rat beschlossen. Im Ergebnis kam leider genau das dabei heraus, was wir befürchtet hatten und was wir in dem Ausmaß verhindern wollten. Von 97,5ha Flächenzuwachs für die Windkraft gegenüber dem 125. FNP als Preis für die angestrebte Rechtssicherheit liegen mehr als 70% (Potenzialfläche-1, rd. 70ha) vor den Toren Marienlohs!! (*1) Das alles obendrein noch vor dem Hintergrund, dass in Bad Lippspringe ebenfalls erst kürzlich 92ha Ackerland für die Windkraft ausgewiesen wurden, auch in unmittelbarer Nähe zu Marienloh. Es drängt sich der Eindruck auf, dass eine Fortsetzung der Lippspringer Flächen auf Paderborner Gebiet angestrebt ist.

Es ist jedoch nicht das Ergebnis allein, das mich und ebenso die betroffenen Marienloher frustriert, sondern es ist auch die ergebnislose und eingleisige Kommunikation mit der Stadt Paderborn sowie der starre und ignorante Ablauf dieses Verfahrens. Unsere Eingaben hatten nicht den geringsten Einfluss und ich habe auch nicht den Eindruck, überhaupt Gehör gefunden zu haben. Der Begriff einer „Beteiligung der Öffentlichkeit“ stellt sich für mich als Schauspiel in 2 Akten dar, dessen Ausgang von Anfang an im Drehbuch feststand. Eine Diskussion, Erörterung oder individuelle Antworten seitens der Stadt auf alle Punkte der Einwendungen hat es nicht gegeben, erst recht nicht auf die vorgetragenen Sorgen und geäußerten Appelle. Da nützt es auch nichts, wenn die Stadt Paderborn dann ganz zum Schluss, wenn die Würfel schon gefallen sind, mit Datum vom 20.12.21 passend zur ruhigen und besinnlichen Weihnachtszeit allen Einwendern persönlich per Brief antwortet, dabei aber schlicht und einfach die längst bekannten Passagen von WoltersPartner aus den Sitzungsvorlagen kopiert. 

Ich habe jahrelang versucht, diese Planungen abzuwenden, abzumildern und für mehr Abstand zu unserem schönen Dorf zu sorgen – erfolglos. Die Politik will es so! Ich sehe meine/unsere Heimat zukünftig dadurch stark beschädigt und diese Entwicklung ist kontraproduktiv zum dem, was ein Ortsheimat“pfleger“ tun soll, gern tun will und auch bis dato getan hat.

Ich sehe mein Ehrenamt hierdurch nicht mehr als sinnvoll an und kann es nicht vertreten,
mich als Heimatpfleger zu bezeichnen, während ich deren Zerstörung tatenlos mit ansehen muss.

Ich erwarte, dass es noch einen deutlichen Aufschrei geben wird, wenn die Windräder von der Höhe der Frankfurter Skyline und damit die Ausmaße hier vor Ort sichtbar werden. Dies wird beginnen mit den immensen Eingriffen in die Natur, die allein für den Aufbau dieser Türme nötig sind. Lkw werden 80m lange Rotoren transportieren und dabei nur um begradigte Kurven fahren können, Bagger werden tausende m3 Boden ausheben für riesige Betonfundamente mit fast 30m Durchmesser und 3m Dicke. Aber dann ist es viel zu spät, es wird auf lange Zeit keinen Weg zurück geben.

Ich werde auch ohne öffentliche Funktion und „Ehrenamt“ weiterhin gegen eine unsinnige und inkompatible Nutzung der Windkraft eintreten. Sprecht mich jederzeit gern an, ich werde immer gut informiert sein über den Stand der Dinge und ich werde auch weiterhin meine Bedenken und Einwendungen in die Verfahren einbringen.

Man ist kein Leugner des Klimawandels oder Gegner der Energiewende, wenn man für mehr Rücksichtnahme, sinnvollere Planung und eine gerechtere Verteilung der heutzutage enorm großen Windkraftanlagen eintritt, deren negative Begleiterscheinungen gravierend sind aber gern verharmlost und verschwiegen werden, weil ganz andere Interessen im Vordergrund stehen. Der Kreis Paderborn ist sowieso bereits mit nahezu 600 Anlagen überfrachtet, und das nicht erst seit gestern! 

Ich empfehle diesen Link:   https://vernunftkraft-nrw.org/

 

Viele Grüße,

Ralf-Peter Fietz

ralf-peter[at]fietz-pb.de

 

 (*1 / 13.01.22) Aus aktuellem Anlass möchte ich ergänzen: Robert Habeck hat gestern seine Pläne vorgestellt und u.a. von 2% der Fläche der Bundesrepublik gesprochen, die für die Windkraft zur Verfügung stehen soll. Dann rechnen wir mal:

Fläche der gesamten Stadt Paderborn:  179,5 km2 = 17.950 ha

Im 146. FNP ausgewiesene Vorrangzonen für die Windkraft = 648,5 ha ==> das entspricht 3,6 % 

Übrigens, auch der 125. FNP übertrifft die 2% schon bei Weitem = 551 ha ==> das entspricht 3,1%

Darüber hinaus kann ich über Habecks Aussagen zur Aufhebung eines definierten Mindestabstandes zu Wohnsiedlungen und zu erzwungener Akzeptanz durch die Anwohner nach dem Motto "jeder ist für die Klimarettung aber keiner will die Windräder in seiner Nähe haben" nur mit dem Kopf schütteln. Wie kann man nur solche Zumutungen äußern ohne mal den Versuch gestartet zu haben, Standorte zu finden, mit denen wir alle leben können und die möglichst fair und gleichverteilt sind über die gesamte Republik?!! Diese Kriterien sollte er nicht vergessen.

Weiß er überhaupt, wovon er redet? Es hängen sehr viele weitere Fragen an seinem einfachen Dreisatz, mit dem er die Anzahl der Windräder ausrechnet, die nötig sein sollen, unsere Klimaziele zu erreichen...