Der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE NRW) hat auf seiner Landespressekonferenz am 17. Januar den „Coesfelder Weg“ als Paradebeispiel für den Windenergieausbau in ganz Deutschland vorgestellt. Wesentliche Eckpunkte des Erfolgs seien laut einer Reportage des WDR:

  1. Bürgerschaft, Gemeinde, und Flächeneigentümer haben zusammengearbeitet, Hand in Hand.
  2. Im ganzen Planungsprozess wurden immer alle Positionen und alle Leute im Kreis und in der Stadt Coesfeld mitgenommen und versucht, auf dem aktuellen Stand zu halten.
  3. Investiert haben Landwirte (Grundeigentümer), die Stadtwerke und einige hundert Bürger der Stadt.

Das hört sich doch gut an, warum geht das in Paderborn nicht? Warum werden hier die Bürger bzw. die potenziell Betroffenen nicht auf diesem Niveau mitgenommen im Planungsprozess? Was ist anders in Coesfeld? Woher kommt dort die Rechtssicherheit? Wieso sind alle zufrieden und können mit dem Ergebnis gut leben? Und warum haben wir in Paderborn nicht schon mit dem 125. FNP den „Coesfelder Weg“ eingeschlagen? Denn kurioserweise plant für die Stadt Paderborn seit geraumer Zeit das Planungsbüro WoltersPartner, das eben genau in diesem Vorzeigeort Coesfeld ansässig ist.

Wer genau hinschaut, kann feststellen, dass es in Paderborn in den meisten Fällen nicht die Grundeigentümer sind, die selbst zu Bauherren werden. Schade eigentlich, denn ein Landwirt und Investor aus Coesfeld sagt dazu: "Das ist, glaube ich, der Unterschied zu machen anderen Projekten, die in den letzten Jahren gelaufen sind, wo die Jungs mit den dicken Portmonees kommen, sich die Rosinen rauspicken und nichts übrig lassen für die, die vor Ort sind."

Im Beitrag des WDR heißt es: „Es gibt Städte, da gehen Windparks ganz ohne Protest ans Netz, so wie in Coesfeld, es braucht einfach nur gute Konzepte.“ Wieso gibt es in Marienloh und vielen weiteren Stadtteilen denn überhaupt Protest? Die Größe der Anlagen und der zu geringe Abstand sind wesentliche Faktoren für fehlende Akzeptanz durch die Anwohner, denn die resultiert aus der Angst der Menschen vor dem erschlagenden Anblick und davor, von dem Lärm und anderen Effekten gestört und sogar krank zu werden. Ist das nicht verständlich? Warum wollen einige Politiker das nicht verstehen und bilden sich ein, man könnte den Anwohnern „ein paar Unannehmlichkeiten“ zumuten, das wäre hinnehmbar?

Die Argumentation ist sehr flach: wir brauchen mehr Windkraft und zu dem Zweck schaffen wir die windkraftverhindernden Mindestabstände zu den Anliegern ab. Das wollen neben Robert Habeck auch Mona Neubaur und Thomas Kutschaty aus NRW. Wissen die überhaupt, wovon sie reden? Hat man sich jemals Gedanken über alternative Lösungen bzw. Standorte gemacht, mit denen wir alle leben können? Es geht um sehr viel – es geht um Lebensqualität, jeden Tag und jede Nacht! Wer über viele Jahrzehnte sein Häuschen abbezahlt und hier seine Heimat hat, der kann nicht einfach mal eben wegziehen, auch wenn er es unter dem Einfluss der Windriesen gern tun würde.

Ralf-Peter Fietz