Nachdem ein gewisser Investor bereits in heiterer Feierlaune auf einem Schützenfest fragte: „Na, habt ihr euch beruhigt in Marienloh?“ hier nun die Antwort: Nein! Jedenfalls nicht die Betroffenen. Es gab bis dato nur keine Neuigkeiten mehr. Ich wurde oft gefragt, wie der Stand der Dinge ist. Hierauf soll im Folgenden kurz eingegangen werden. Dazu werde ich die beiden „Baustellen“ Bad Lippspringe und Paderborn getrennt betrachten.

 

Bild-1: 146. Flächennutzungsplan der Stadt Paderborn (graphisch hier in Form der letzten vorhergehenden Potenzialanalyse, weil übersichtlicher)
Bereich Marienloh, Benhausen und Neuenbeken sowie die Bad Lippspringer Vorrangflächen

 

Bild-2: Existierende (grün), genehmigte (blau/G) und geplante (rot/P) Windkraftanlagen
Quelle: Online Kartierung „Erneuerbare Energien“ des Kreises Paderborn, Stand 26.10.2022
Erneuerbare Energien Kreis Paderborn

 

146. Flächennutzungsplan der Stadt Paderborn

Der 146. FNP der Stadt Paderborn wurde mit Bekanntmachung im Amtsblatt vom 23. März 2022 rechtskräftig.

 

Windvorrangzone-1 / Seskerbruch

Stand heute liegt noch kein Genehmigungsantrag für Windräder auf dieser Fläche vor. Es ist aber bekannt, dass Investoren und Grundeigentümer seit langer Zeit aktiv sind, daher ist mit baldiger Einreichung von Anträgen zu rechnen. Wir gehen von 4-6 Windrädern der hohen Bauform (250m) aus, denn die Standorte in der Ebene sind eigentlich suboptimal und es braucht Höhe, um die besseren Winde zu erreichen. Interessant werden die Lärmgutachten sein, denn das nächtliche Lärmbudget ist in Marienloh / Aachener Siedlung durch die Flütwind GmbH in Bad Lippspringe bereits ausgereizt und ähnlich dürfte es auch für Benhausen aussehen, wo südlich schon große Windparks existieren. Es ist mit erheblichen Betriebseinschränkungen in der Nacht zu rechnen. Dank sicherer und großer Gewinne stellt sich die Sinnfrage trotzdem nicht.

 

Windvorrangzone-2 südlich von Benhausen

Hier gibt es einen Antrag der Windkraft Sommerberg GbR für ein Windrad in der kleineren Teilfläche, der heute per Amtlicher Bekanntmachung öffentlich gemacht wurde, siehe Bild-2 (Pfeil). Beantragt ist eine Nordex N-163/6.X mit einer Gesamthöhe von 245,50m und einer Nennleistung von 6.800 kW. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) wurde als nicht notwendig angesehen, somit wird es auch keine Beteiligung der Öffentlichkeit für dieses Verfahren geben.

Bemerkenswert ist, dass nur Tagbetrieb beantragt wurde, nachts soll die Anlage stillstehen!! Vermutlich liegen die Ursachen in der Lärmimmission für Benhausen. Welch ein Unsinn, ein Windrad an einem solchen Standort zu erzwingen, wo es nicht optimal betrieben werden kann, nur weil es sich kaufmännisch rechnet. Wollen die Investoren nur Geld verdienen ohne Rücksicht auf Anwohner, oder wollen sie – wie immer gern behauptet wird - die Energiewende erreichen und das Klima retten?

 

Windvorrangzonen der Stadt Bad Lippspringe – Bauvorhaben der Flütwind GmbH

Hier sind 6 Windkraftanlagen bereits genehmigt, genau gesagt sogar zweimal, denn es gab ein zweites Verfahren mit geänderten Anlagen (Nordex statt Enercon), die in Summe eine rund 40% höhere Nennleistung besitzen.

Bis jetzt sind keine Anzeichen für einen Baubeginn zu erkennen, was wir im Sinne der Rücksicht auf die Anwohner in der Aachener Siedlung und Hohe Kamp sehr begrüßen. Allerdings wird dieses ehrenhafte Motiv wohl leider nicht ursächlich für etwaige Verzögerungen sein. Vielmehr ist zu vermuten, dass es einen Mangel an Material (Lieferengpässe) und an Fachkräften für den Aufbau gibt, dass die deutlichen Preissteigerungen und gleichzeitigen Zinssteigerungen Kopfschmerzen bereiten oder dass es an anderer Stelle an Voraussetzungen für den Baubeginn mangelt. Man kann nur abwarten und dem lieben Gott für jeden Tag danken, den man ohne die Nähe zur Windindustrie genießen darf.

Wie auch immer, sehr „schade“ für die Flütwind GmbH, denn Zeit ist Geld. Momentan lässt sich mit der Energieerzeugung durch die Windkraft so viel Geld verdienen, dass Herr Lackmann (Westfalen Wind) am 10.09.22 dem Westfälischen Volksblatt gegenüber sagte: „Wir brauchen die hohen Gewinne nicht“. Im Schnitt lagen die Erlöse in den vergangenen Wochen im Börsenhandel bei rund 50 Cent je Kilowattstunde – in den Vorjahren waren es rund 5 Cent. Die Erlöse haben sich also verzehnfacht!! Und das sehen wir Verbraucher im Endeffekt natürlich an unseren Stromrechnungen.

 

Ralf-Peter Fietz