Nach Sichtung der Gutachten, insbesondere für die Schatten- und die Schallprognose, möchte ich darüber informieren. Es tut mir sehr leid, dass es so kommt, besonders für die Anwohner im Osten Marienlohs und ganz besonders für die Bewohner der Aachener Siedlung! Wir haben sehr viel versucht bei der lokalen Politik, aber gegen die Gesetzgebung von ganz oben und gegen den starken (An)Trieb des leichten Geldes ist man einfach machtlos!

 

Wenn man sich nun die folgenden Gutachten anschaut, wird deutlich, was u.a. insbesondere auf die Bewohner der Aachener Siedlung* in Marienloh zukommt, siehe:

  • Schlagschattenwurfprognose für den Standort Seske vom 30.11.2021
  • Schallimmissionsprognose für den Standort Seske vom 09.12.2021
    (beide von der AL-PRO GmbH & Co. KG aus 26532 Großheide)

*Die Bewohner der Aachener Siedlung (Von-Dript-Weg u.a.) wohnen in dem Teil Marienlohs, der zur Windkraft in Bad Lippspringe und Paderborn hin am exponiertesten liegt und ich erinnere daran, dass wir bei einer Umfrage in der Siedlung im Mai 2021 mehr als 200 Unterschriften gegen die Windkraftplanungen gesammelt hatten.

Lage der Immissionspunkte und Immissionsrichtwerte aus den Gutachten der AL-PRO GmbH für Seske:

 

 

Schattenwurfprognose

Allein die Zusatzbelastung durch die vier neuen Anlagen liegt an allen berechneten Immissionspunkten (IP06-09) im Von-Dript-Weg Nr. 27-55 (am südöstlichen Rand der Siedlung) und auf unserem Sportplatz (IP76) oberhalb der gesetzlichen Grenzwerte. Die Gesamtbelastung liegt bei bis zu 53:40 Stunden pro Jahr und auf dem Sportplatz sogar bei 112:07 Stunden pro Jahr. Das Gutachten sagt an allen o.g. Immissionspunkten „Grenzwerte eingehalten: nein“ und empfiehlt: „Es sind geeignete Maßnahmen, beispielsweise in Form einer Schattenabschaltung, zu ergreifen.“

ABER: die Bürger in der Aachener Siedlung müssen den vollen gesetzlichen Umfang an Schlagschatten ertragen, nämlich max. 30 Minuten pro Tag und max. 30 Stunden pro Jahr (oder auch beliebig mehr bei gesetzlichen Sonderregelungen zur Energiesicherheit, wie es gerade im letzten Winter der Fall war!), während den Anlagen gleichzeitig Abschaltungen wegen der Überschreitungen drohen.

 

Schallimmissionsprognose

Man kann alles gutrechnen. Es wurden dieselben Immissionspunkte (IP06-09) im Von-Dript-Weg Nr. 27-55 wie beim Schattengutachten verwendet. Obwohl wir uns im reinen Wohngebiet befinden, für das nachts der Grenzwert bei 35dB(A) liegt, wird ausgerechnet den direkten Nachbarn des Windparks, der ersten Häuserreihe im Von-Dript-Weg, Nr. 27(IP06a), 47/49/51 (IP08) und 53/55 (IP09) eine Lärmbelastung von 40 dB(A) als Richtwert zugemutet unter Berufung auf die sog. „Gemengelage“ gemäß TA-Lärm. Das Gutachten kommt dann zu dem Schluss: „Gegen den Nachtbetrieb der Anlagen in den oben angegebenen Betriebsmodi bestehen aus schallimmissionstechnischer Sicht somit keine Bedenken.“

Was sind diese „Betriebsmodi“? Bei der Berechnung der Schallimmission wurden die vier neuen Anlagen mit nur rd. 50% der Nennleistung (3.620 KW anstelle 6.800 KW) in Ansatz gebracht, die Anlagen werden im also nachts im besten Fall die halbe Leistung bringen, darüber wird abgeregelt, damit der Lärm die Grenzwerte nicht übersteigt. Die Lautstärke bei Tag, also auch an einem schönen Sonntag im Sommer auf der Terrasse oder im Garten darf bis zu 50dB(A) bzw. 55 dB(A) gemäß TA-Lärm/Gemengelage betragen, es wird keine Leistungsreduzierungen bei Tag geben. Schön für die Betreiber – schlecht für die Anwohner!

 

Leistungsreduzierung bei Nacht, drohende Abschaltungen am Tag:
Geeignete Standortwahl für Windräder bei der Planung des 146. FNP?

Beim besten Willen nicht!
Weiter entfernt hätten die Dinger ohne Einschränkungen durchlaufen können!

 

Hinzu kommt für die nahen Anwohner der erschlagende Anblick der 250m hohen (3x Paderborner Domturm) rotierenden Windräder in nur rd. 1000m Entfernung, rote Leuchtfeuer bei Nacht und der Infraschall. Am Rande sei erwähnt: die Politik auf Landesebene hat erkannt, dass sie „Akzeptanz“ benötigt. Diese kann man jedoch nicht kaufen, dafür entsteht sie automatisch mit Reduzierung der Belastungen, ergo mit ausreichenden Abständen. Leider hat man das jedoch nicht erkannt und will den Anwohnern eher noch näher rücken, die 1000m abschaffen!

 

Ralf-Peter Fietz

ralf-peter [at] fietz-pb.de